Fundstücke

Es ist immer wieder spannend, was ich im Haus meiner Schwiegermutter finde.
Es scheint, als hätte sie nie etwas weggeschmissen.
Was den Haushält der Großmutter betrifft, die seinerzeit ebenfalls in dem Haus wohnte, so ist das tatsächlich so.
Ich fand neben der Unterwäsche, ihrem Gebiss und alten Brillen, auch den gesamten Bestand ihrer Küche und des Badezimmers.

Manchmal frage ich mich, was sie wohl damit vorhatte zu tun. Mir will einfach nicht einleuchten, was meine Schwiegermutter damit machen wollte.
Ich verstehe ja, wenn man Erinnerungsstücke behält … aber was will man mit dem GESAMTEN Hausstand?

So ist das gesamte Haus so eine Art Time-Tunnel. Ein Portal, dass man durchschreitet und in einer anderen Welt ist.

Oberflächlich mag alles normal erscheinen. Aber sobald man eine Schublade oder einen Schrank öffnet, betritt man die Welt der 1950er bis heute.
Es sind jedoch nicht nur die Dinge meiner Schwieger-Großmutter. Meine Schwiegermutter hatte ebenfalls einen Hang einfach ALLES aufzubewahren.
Es gibt Kalender (Wand- als auch Tisch- und Taschenkalender) aus allen Jahren. Und alle sind unbenutzt.

Im Gegensatz zu meiner Schwiegermutter, war der Bestand an Büchern der Schwieger-Großmutter sehr groß. Der Keller ist voller Bücherkartons. Es sind so viele, dass ich mich frage, wo die Bücher zu ihren Lebzeiten gestanden haben. So viel Platz bot ihre Einliegerwohnung nicht. Wenngleich diese recht groß war und deutlich geräumiger als unsere Wohnung.

Wie dem auch sei.

Neulich nahm ich mir ein paar Kartons vor und stöberte darin.

Unglaublich, was ich alles gefunden habe.

Neben einigen Ratgebern der 1950er Jahre auch jede Menge Romane.

Meist ebenfalls aus den 1950er Jahren. Manche allerdings auch sehr viel älter.

Ich war auf der Suche nach einem Buch, dass ich lesen mochte.

Früher gab es erstaunlicherweise oft keinen Klappentext. Die Titel der Bücher sagten mir nichts. Also las ich einfach die ersten Seiten, in der Hoffnung mir dadurch einen Eindruck zu verschaffen.

Ein Buch sah sehr schön aus. Natürlich alles Hartcover-Bücher. Ich weiß gar nicht, wann Taschenbücher überhaupt erfunden wurden?
Reclam-Heften gab es jedenfalls schon, davon habe ich eine umfangreiche Sammlung gefunden.

Dieses Buch jedenfalls hatte einen grünen Einband mit einem goldenen Baum darauf.
Das Buch wurde 1949 eines Zürcher Verlages aufgelegt.

Später stellte sich sogar heraus, dass ich eine Erstausgabe in den Händen hielt.

Die ersten Seiten lasen sich eigenwillig. Eine Sprache, die in dieser Form keine Anwendung mehr findet.
Aber es interessierte mich.

Und so ließ ich mich auf die Geschichte des „Rainte County“ – Das Land des Regenbaums – ein.

Das Buch mit über 700 Seiten ist die gekürzte Fassung des Originals von Ross Lockridge jr.

Anfänglich tat ich mich wirklich schwer. Es brauchte einige Seiten, bis ich in die Geschichte eintauschen konnte. Zu schwulstig erschien mir die Sprache.
Doch inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und bin tief in die Geschichte eingetaucht.

Der Inhalt ist im Prinzip schnell erzählt.

Es beginnt mit dem Helden im gesetzten Alter zum Ende des 1900 Jahrhunderts.
Schnell wechselt die Erzählebene und man erfährt wie der kleine Junge in Indiana, im Land des Regenbaums aufwächst.
Während der gesamten Geschichte, wechseln die Zeiten vom alten zum jungen Helden.
Er hat die Bestrebung bereits als Junge, später einmal ein großer Dichter und Literat zu werden.
Außerdem ist er auf der Suche nach dem Sagenumwobenen Regenbaum, nachdem der Bezirk benannt wurde.
(Lustig ist, dass in der Übersetzung der Begriff „County“ als „Grafschaft“ bezeichnet wird).

Der Held ist durch und durch anständig. Daher bekommt er nicht die Frau, die er liebt, weil diese einem anderen versprochen ist. Ganz gleich, dass die Frau dem Helden ebenfalls ihre Liebe gesteht. Daher heiratet er eine andere, aus den Südstaaten stammende Frau, die leider ein schweres Trauma hat und daran später auch zugrunde gehen wird.
Derzeit befindet er sich im Bürgerkrieg und erlebt den Schrecken und die Brutalität des Krieges.

Tatsächlich hat mich der amerikanische Bürgerkrieg schon immer interessiert. Ich liebe „Fackeln im Sturm“.
Durch den Roman von Lockridge erfahre ich jedoch nochmals einen ganz anderen Eindruck und wesentlich mehr Details.

Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich ein großes Buch der Weltliteratur in den Händen hielt.

Dies scheint aber in heutiger Zeit lediglich mir bewusst zu sein, denn über das Buch findet man so gut wie nichts im Netz.

Der Roman wurde 1957 mit Elisabeth Taylor und Montgomery Clift verfilmt.
Das, was ich bisher an Ausschnitten sah, gibt jedoch nur einen Bruchteil des Romans wieder.

Anfänglich habe ich tatsächlich sehr langsam gelesen. Manche Passagen sogar mehrmals, bis ich verstand, was mir der Autor mitteilen wollte.
Nun bin ich weit fortgeschritten und sehe dem Ende des Romans entgegen und weiß jetzt schon, wie traurig ich sein werde, wenn es zu Ende ist.

Aber dann kann ich einfach in den Keller gehen und nach weiteren Fundstücken suchen.

Wenn ich Glück habe, dann finde ich nochmals so eine Rarität.

Mein erstes Buch

Es gibt Dinge im Leben, auf die ist man weniger stolz. Manchmal schämt man sich sogar. Für manches, was man angestellt hat, sollte man das auch.
Menschen sind jedoch merkwürdig und so schämen wir uns auch gern für Dinge, für die wir absolut nichts können.

Ich jedenfalls habe mich mehr als die Hälfte meines Lebens für eine Schwäche geschämt, für die ich nichts kann.

Über Jahre habe ich gelernt sie zu verstecken und war ein Meister darin sie zu vertuschen, anstatt offensiv damit umzugehen.

Erst seit ein paar Jahren traue ich mich darüber zu sprechen.

Eine weniger schöne Kindheit liegt aufgrund dieser Schwäche hinter mir. Generell suchen sich Kinder gern einen Schwächeren. Heute nennt man das dann Mobbing. Früher war es nicht weniger schlimm, nur weil es keinen Namen hatte.
Damals achteten allerdings Eltern nicht besonders darauf, was ihre Kinder trieben.

Und zu meinem großen Glück bemerkte mein Klassenlehrer zwar ganz sicher diese Schwäche, aber unternahm nichts. Aus mir wäre sicher nicht das geworden, was ich heute bin, hätte mein Lehrer damals Ehrgeiz entwickelt.

Worum es geht?

Der eine oder andere wird es kaum glauben, anderen habe ich davon bereits berichtet:
Ich habe eine Schreib-Lese-Schwäche.

Und da man in den 1970er Jahren versuchte diese Schwäche zu ignorieren, wurde diese auch nie offiziell bei mir diagnostiziert.

Was zum einen natürlich gut war, auf der anderen Seite aber, glaubte ich viele Jahre, ich sei dumm.
Immerhin hatte ich in Deutsch immer eine fünf. Einzig Aufsätze rissen mich etwas heraus. Aber im Diktat bekam ich grundsätzlich eine sechs. Zudem war ich unfähig die Fehler zu korrigieren.

Mir ist es bis heute Schleierhaft, dass niemand bemerkte, was mit mir los war. Ich konnte nicht lesen und daher auch nicht schreiben. Meine Mutter hatte ihre eigene Erziehungsmethode, auf die ich hier nicht näher eingehen werde, nur eines sei angemerkt, richtig war es nicht und kein Wunder, dass ich so erst recht nicht lernte zu lesen.

Was für ein Stress in der Schule, wenn ich vorlesen musste. Ich vergesse nie das hämische Gelächter meiner Klassenkameraden und den verächtlichen Blick meines Lehrers.

Mein erstes Buch habe ich mit 15 gelesen.

Was ich bis zu diesem Zeitpunkt durchmachen musste, wünsche ich wirklich niemanden. Eine äußerst schmerzliche Erinnerung.

Bis heute bekomme ich Schweißausbrüche, wenn mir jemand beim Schreiben über die Schulter schaut. Ich bin dann derart gestresst, dass ich quasi in Stockstarre verfalle und ganz sicher hunderte Fehler mache.

Früher hatte ich grundsätzlich einen Duden in meiner Schreibtischschublade versteckt und musste beinah jedes Wort nachschlagen. Und glaubt nur nicht, dass ich mir jemals merken könnte, wie manche Wörter geschrieben werden. Das mache ich immer und immer wieder falsch.

Inzwischen habe ich viel über diese Schwäche gelernt und das ich auf keinen Fall dumm bin, nur weil es mir schwer fällt manche Wörter auf Anhieb richtig zu schreiben.

Wie ich es geschafft habe mich sogar zu einer echten Lese-Ratte zu entwickeln, dazu ein andern Mal mehr.

Nach dem Roman ist vor dem Roman

So viel Zeit ist vergangen und ich habe tatsächlich noch nie so lange an einem Roman geschrieben wie an diesem Fantasy-Roman. Allerdings ist dieses Werk nun auch das bisher umfangreichste mit 300 DIN A4 Seiten und 787.091 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Mein Lektor war voller Begeisterung und meinte, davon könnte man ganz sicher die Hälfte einsparen. Ich liebe meinen Lektor, er ist immer so witzig.

Dafür braucht er nun aber auch leider etwas länger, bis er mein Werk duchgearbeitet hat. Immerhin meinte er, es würde sich sehr flüssig lesen und  ihm sogar Spaß machen, obwohl das überhaupt nicht sein bevorzugtes Genre ist.

Meines ja bisher auch nicht und ich fragte mich während des Schreibens immer wieder, was mich geritten hat, mir so einen Genre-Wechsel anzutun. Ich war mit meinen Thrillern durchaus zufrieden.

Aber mir wird leider auch immer schnell langweilig und wenn ich das Gefühl habe, jetzt weiß ich wirklich wie es geht, brauche ich eine neue Herausforderung.

Ich finde es immer wieder amüsant, wenn Menschen behaupten, dass Schreiben ein hübsches Hobby sei. Das mag auch für viele zutreffen, aber wenn man ernsthaft schreibt und damit irgendwann einmal Erfolg haben möchte, dann muss man sich leider aus dem Bereich des Hobbys herausbewegen.

Was dann bedeutet, dass Schreiben nicht immer Spaß macht, sondern tatsächlich in Arbeit im wahrsten Sinn ausartet. Für mich als absolut faulen Menschen, der gern wichtige Tätigkeiten prokrastiniert, eine wahre Herausforderung.

Bisher hatte ich mir Geschichten überlegt, für die ich so gut wie nichts recherchieren musste. Bei dem Thriller „Sommernachts-Grauen“ fand ich mich bereits Heldengleich, weil ich mich ein halbes Jahr mit der Recherche befasst hatte.

Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie viel Zeit  mein neues Werk in Anspruch genommen hat. Seit über einem Jahr arbeite ich nun bereits daran.

Aber ein Ende ist in Sicht.

Während mein Manuskript beim Lektor in guten Händen ist, entwerfe ich ein Cover. Glücklicherweise habe ich den Klappentext bereits fertig.

Davor gruselte mir ein wenig. Ich bin nicht mal in der Lage eine Kurzgeschichte zu schreiben, wie soll ich da bitte so ein umfangreiches Buch-Konzept in ein paar Sätzen skizzieren?

Eines Nachts flogen mir dann die richtigen Worte einfach zu und ich konnte einen knappen Klappentext schreiben.

Damit mir nicht langweilig wird und ich den Anschluss verliere, habe ich bereits mit dem zweiten Teil der angestrebten Triologie begonnen. Ich hoffe, ich brauche dafür nun nicht noch ein Jahr.

Immerhin sprudle ich über vor Ideen, was mich jedoch gleichzeitig auch ausbremst und ich Angst davor habe mich zu verzetteln.

Ich hoffe, ich schaffe es dieses Mal mehr von dem Schaffensprozess zu berichten. Wenn da nur nicht die Sache mit der Zeit wäre, die bei mir irgendwie immer zu knapp ist.

Sex sells, oder auch nicht

Seitdem eine von ernstzunehmenden Kritikern bescheinigte untalentierte
Autorin ein Buch über diverse Unappetitlichkeiten ihres Sexuallebens
schrieb, wurde einmal mehr bewiesen, dass der Spruch ‚Sex sells‘
sich bewahrheitet.

Auch ich hatte angenommen, dass, wenn man explizit darauf hinweist,
sich ein Roman besser verkaufen lässt.

Das war ein eindeutiger Trugschluss. Erst nachdem ich diesen Hinweis
wieder entfernte, wollten sich mehr Leser für meinen Thriller finden lassen.

Es ist nun nicht so, dass ich mein Werk komplett umgeschrieben und
alle vorkommenden Sexszenen entfernt hätte. Aber tatsächlich geht
es nicht in erster Linie darum.
Meine Protagonisten haben durchaus Sex und auch Spaß daran,
aber der Plot wird nicht ausschließlich dadurch bestimmt.
Viel schlimmer sind da wohl eher die Szenen des perversen Killers,
der mit seinen Taten unter die Haut geht.

Ich habe festgestellt, dass eine gute Geschichte nicht den Zusatz
benötigt, dass Sex in ihr vorkommt. Das ist ein nettes Beiwerk,
aber keinesfalls ausschlaggebend.

Der Umgang mit Fehlern

Ich habe heute einen sehr interessanten Beitrag einer professionellen
Lektorin gelesen. Im Kern ging es darum, warum sie es ablehnt für
„Indie-Autoren“ (ein furchtbares Wort) zu arbeiten. Die würden ein
Manuskript mit überdurchschnittlich vielen Fehlern abgeben und
sich dann beschweren, wenn die Lektorin nicht alle Fehler findet
und nicht bezahlten wollen.

Da ich ja nun selbst zu dieser Gattung der „Indie-Autoren“ gehöre
(an dieses Wort kann ich mich einfach nicht gewöhnen), weiß ich
sehr genau wovon dieses Frau spricht.

Ich selbst stehe mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß und bin
unendlich dankbar, dass es mittlerweile Rechtschreibprogramme
gibt, aber trotzdem passieren einem noch immer Fehler. Gerade
wenn es darum geht Buchstaben zu vertauschen, denn das merkt
auch ein Rechtschreibprogramm nicht, wenn ich aus “sie“ “sei“
mache, oder aber ich „und“ schreiben möchte, aber nur die
Buchstaben „u“ und „d“ eingebe und sofort ein „du“ daraus gebildet
wird. Manchmal merke ich das beim Schreiben nicht mal.

Ich lese mein Werk selbst noch einige Male, bevor ich es heraus
gebe und nun habe ich ja das große Glück eine Lektorin gefunden
zu haben, auch wenn sie es nicht professionell macht, so sieht sie
doch sehr viele Fehler. Darüber schrieb ich ja bereits.

Als ich nun diesen Beitrag las, fiel mir eine Begebenheit mit einer
„blog-Bekanntschaft“ ein, die ebenfalls meint schreiben zu müssen.
Generell finde ich das ja erst einmal gut.

Nachdem ich versucht hatte ihr Werk zu lesen, wurde mir wieder
einmal klar, warum wir „Indie-Autoren“ es so verdammt schwer haben.
Dadurch dass wirklich JEDER sein „Buch“ veröffentlichen kann, ist
auch leider eine Vielzahl an Werken dabei, die besser in der Schublade
geblieben wären.

Es ist wirklich schade, dass sich viele mit ihren Werk überhaupt keine
Mühe geben und man das auch leider sieht. Wenn in einem eBook
quasi keine Satzzeichen vorhanden sind und es dann auch noch für
über acht Euro angeboten wird, dann ist das schon eigenwillig.

Interessant war dabei die Reaktion der „Autorin“, als ich sie auf ihre
Fehler aufmerksam machte und ihr empfahl es nochmals zu überarbeiten,
dann würde es sich bestimmt besser verkaufen.
Sie fing augenblicklich an mich wüst zu beschimpfen, ich hätte überhaupt
gar keine Ahnung, wer ich glauben würde, wer ich sei, dass ich mir das
Recht herausnehme sie zu korrigieren. Ihre wirklich guten Freunde hätte
ihr „Buch“ gelesen und keine Fehler gefunden. Wenn ich eben zu blöde
wäre, sei das nicht ihr Problem.

Was soll man dazu noch sagen?
Ich würde mal meinen, dass sie keine wirklich guten Freunde hat,
denn die hätten sie darauf aufmerksam gemacht. Meine Freunde
tun das jedenfalls und ich bin ihnen Dankbar dafür.

Nachtrag: Unglaublich, da stelle ich diesen Eintrag ein und stelle fest,
dass sich schon wieder ein Fehler eingeschlichen hatte 😉