Wenn Postboten Bank spielen (Teil 3)

„Rufen Sie uns einfach an – wir sind für Sie da.“

Ich dachte mir schon, dass das so einfach wahrscheinlich nicht geht und entschied an die angegebende Mail-Adresse zu schreiben.

In der Mail bekundete ich meinen Unmut über die Unfähigkeit der Postbank. Da wusste ich noch nicht, was noch alles kommen würde.

Ich wollte den Vorgang endlich abgeschlossen haben. Inzwischen war sogar die Tafel für den Friedhof fertiggestellt. Meine Mutter liegt auf einem sehr schönen Waldfriedhof auf einem quasi anonymen Feld. So anonym ist das zwar gar nicht, aber es gibt kein Grab im herkömmlichen Sinn. Nur mehrere von einer Künstlerin gestaltete „Gedenkskulpturen“, an denen eben von ihr gestaltete Tafeln hängen. Da die Künstlerin sehr krank ist, hat das alles auch sehr lange gedauert. Aber letztendlich wieder ein Stück, dass zum Verarbeiten und zum Abschluss führt.

Nur das mit dem Konto eben nicht.

Daher ließ ich mich dazu herab doch noch einmal die Sterbeurkunde an die Mail zu hängen.

Kaum hatte ich die Mail verschickt, kam bereits Sekunden später eine Antwort.

So ginge das überhaupt nicht. Per Mail würde man so etwas nicht annehmen, ich sollte das per Post schicken.

Damit war für mich die Angelegenheit erledigt. Dann eben NICHT.

Kurze Zeit später bekam meine Mutter erneut Post von der Postbank. Man hätte ihr durch die Rückgabe der Kreditkarte € 25 Gutgeschrieben.

Mein Vater war wenig angetan von der Post. Immer wenn ich denke, jetzt geht’s ihm grad gut und er kommt klar, passiert wieder so etwas.

Also musste ich mich jetzt doch noch notgedrungen mit der Postbank auseinandersetzten.
Das muss jetzt endlich aufhören.

Also einfach mal anrufen und direkt fragen, wieso die Sterbeurkunde nicht mehr da ist und ob es nicht doch die Möglichkeit gibt es per MAil zu schicken.

Ich sage nur eins: Die verarschen einen!

Egal wann man anruft, die Wartezeit bertägt IMMER 15 Minuten. Doch bevor man diese Aussage hört, hat man sich bereits quälende Minuten durch ein Menü gehangelt, in dem man ständig nach der Bank-ID und den entsprechenden Zugangsdaten gefragt wird. Ohne diese, kann man das Anliegen NICHT bearbeiten.
Meine Mutter hat aber kein Online- oder Telefonbanking gemacht. Daher gibt es auch keine Zugangsdaten oder Passwörter mit denen ich mich legetimieren könnte.

Ich habe mir angewöhnt einfach immer wieder Unsinn zu faseln. Irgendwann kommt dann tatsächlich die Ansage, da man mich noch immer nicht verstanden hätte, würde man mich nun an einen Mitarbeiter vermitteln. DANKE, das war das, was ich von Anfang an wollte.

Selbstverständlich sind alle Mitarbeirter im Gespräch. Der nächste Freie wäre in 15 Minuten für mich zu sprechen. Insgesamt habe ich eine halbe Stunde gewartet. Die haben ebenso eine eigene Zeitrechnung wie meine Waschmaschine.

Dann hatte ich endlich einen Menschen am Telefon.

Der konnte mir aber auch nicht helfen und meinte, dafür sei die Nachlassabteilung zuständig, er würde mich durchstellen. Aber stattdessen warf er mich aus der Leitung.

Alles auf Start und nochmals von vorn.

Inzwischen war über eine Stunde vergangen, bis ich wieder mit einem Menschen sprechen durfte. Ich flehte die Dame an, bitte, bitte, nicht wieder aufzulegen und mich rauszuschmeißen. Ich war nicht mal mehr wütend, nur noch verzweifelt. Ich jammerte, dass ich jetzt bitte endlich Hilfe bräuchte.

Immerhin war die Frau wirklich nett und verständlisvoll. Sie entschudligte sich sogar für meine Unannehmlichkeiten. Sie wollte mir auf jeden Fall helfen.

Leider wusste sie aber ebenso wenig Bescheid. Sie wolle sich dennoch für mich erkundigen, ich solle in der Leitung bleiben. Ich war mir nicht sicher, was ich machen sollte, denn die Leitung war einige Minuten komplett tot. Nichts war zu hören. Stille.

Manchmal war sie wieder da, um mir mitzuteilen, dass sie noch immer nicht wüsste, wie das jetzt geht, aber sie bliebe dran.

Schlussendlich stellte man fest, dass keine Sterbeurkunde hinterlegt sei und ich müsste diese per Post schicken.

Das nenne ich mal stehlen von Lebenszeit.

10 Kommentare zu “Wenn Postboten Bank spielen (Teil 3)

      • Das erinnert mich daran, dass ich meinem Bruder schon lange eine Vollmacht über mein Girokonto gegeben haben wollte. Ich habe mein Konto zwar bei der Spaßkasse und nicht bei der Postbank, aber ich weiß nicht zuletzt durch den Tod unseres Vater vor fünf Jahren sehr wohl, dass im Fall des Falles eine Kontovollmacht immens erleichternd sein kann.

          • Nach meiner Erfahrung bringt einem die Patientenverfügung rein gar nichnts, weil sie von den Ärzten zumeist ignoriert wird. Diese Erfahrung habe ich leider beim langen Sterben meiner Mutter machen müssen. Das ist zwar schon einige Jahre her, aber es würde mich sehr wundern, wenn sich das geändert haben sollte.

            • Da habe ich zum Glück ganz andere Erfahrungen gemacht. Sowohl bei meiner Schwägerin als auch bei meiner Mutter. Ich war froh, dass es eine gab. So musste ich das nicht entscheiden. Vor allem bei der Schwägerin hätte uns das sonst sehr zugesetzt.

              • Wie schön, dass es auch solche Erfahrungen gibt. Vielleicht hat sich in den 20 Jahren, in denen meine Mutter nun schon nicht mehr lebt, bei diesem sensiblen Theman wirklich endlich etwas getan.

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