Wie sicher leben wir?

Ich bin von Natur aus ein Schisser. Das was man gemeinhin als Angsthasen bezeichnet. Bereits als Kind habe ich darunter gelitten, weil ich mich vor allem fürchtete.

Das fing mit den Monstern an, die – kaum dass meine Mutter das Licht ausgeschaltet hatte – unter meinen Bett hervorkrochen und sich in meinem Zimmer breit machten. Ich war davon überzeugt, dass sie mir den Fuß abbeißen, sobald ich ihn unter der Decke herausstreckte. Also bedeckte ich mich vollkommen. Auch im Sommer. Egal, dass ich wie verrückt schwitzte.

Auch wenn ich irgendwann tapfer genug war, mich den Dämonen zu stellen, um festzustellen, dass sie mein Kinderzimmer verlassen hatten, wurde es irgendwie mit meiner Angst nicht besser.

Vor ungefähr zehn Jahren waren Inline-Skates total angesagt. Jeder musste damit fahren. So auch ich. Erstaunt war ich, dass sie sich ganz anders verhielten als Schlittschuhe. Ich kann nämlich sehr gut Schlittschuhlaufen. Nur auf Inline-Skates bin ich ein totaler Versager.

Daher nahm ich an einem Kurs teil, der mir das sicher Bremsen beibringen sollte. Was ich lernte war allerdings nur zu fallen, und das leider alles andere als sicher, denn ich brach mir während des Kurses die Nase. Ein Schleudertrauma kam neben Prellungen hinzu.

Kein gutes Zeichen, um sicher mit Inline-Skates zu fahren. Selbst mit Helm wollte ich mich kaum mehr auf die Straße trauen.

Das war eine Erfahrungen, aufgrund dessen ich mich ängstigte. Doch was ist mit den Ängsten vor Monstern unter Betten?

Oder Flugangst?

Ich weiß, dass das Flugzeug eines der sichersten Transportmittel ist. Trotzdem habe ich regelmäßig Panik und schlafe Tage zuvor eher schlecht wenn ich weiß, dass ich fliegen muss. Mit dem Auto zu fahren wäre jedoch keine Alternative. Weiß ich doch, dass im Straßenverkehr täglich viele Menschen sterben.

Statistisch gesehen ist es wahrscheinlich sein Leben im Straßenverkehr zu verlieren, als bei einem Terroranschlag.

Warum haben dann so viele Menschen Angst vor Terror? Vor allem hier in Deutschland.
Sicher, die „Einschläge“ kommen dichter. Doch wie oft passiert das wirklich? Und wie viele Menschen fallen dem zum tödlichen Opfer?

Die meisten Menschen haben keine Angst eine belebte Straße zu überqueren. Dabei ist das gerade heute, wo so viele Autofahrer unkonzentriert sind, da sie mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, sehr viel beängstigender.

Woran liegt es also, dass Menschen sich nicht mehr sicher fühlen?

Ich fürchte, es liegt zu einem großen Teil an den Medien. Die alles endlos berichten. Für jede noch so unwichtige Kleinigkeit wird ein Brennpunkt gesendet. Dabei gibt es meist keine neuen Erkenntnisse. Es wird nur immer und immer wieder alles wiederholt. Bis einem die Ohren bluten und man vollkommen panisch geworden ist.

Gerade habe ich einen Bericht gesehen, in dem Menschen hier in Hamburg befragt wurden, wie sicher sie sich nach der Messer-Attacke in Barmbek fühlen. Die Menschen haben Angst. Sie glauben, die Stadt sei nicht sicher. Man hätte auf jeden Fall früher eingreifen und handeln müssen.

Doch was hätte man realistischer Weise tun sollen?
Soll man zukünftig jeden potenziellen Verdächtigen rund um die Uhr überwachen, weil er eventuell etwas unrechtes tun könnte?

Über die Kosten solcher Mittel möchte ich gar nicht erst nachdenken.

Ich frage mich, ob jemand, der keine Nachrichten hört oder liest, also von dem Anschlag in Barmbek gar nichts mitbekommen hat, weil er in einem anderen Stadtteil lebt und vielleicht gerade zu der Zeit noch im Urlaub war, ob der ebensolche Angst hat und sich in Hamburg nicht mehr sicher fühlt?