Kann man so weiter machen?

Die Welt scheint verrückt zu spielen. Die Liste ist zu lang und jeder kennt sie. Wenn man dachte, jetzt reicht es aber auch langsam, hört man wieder neue schrecklcihe Nachrichten.

Inzwischen habe ich mir angewöhnt Nachrichten nur noch zu hören. Die Bilder sind schwer zu ertragen. Was aber noch viel schlimmer ist: ich stumpfe ab. Man nimmt es hin. Was bleibt einem auch anderes übrig. Denn ändern können wir diese Welt, was Kriege angeht, leider nicht.

Also macht man weiter. Ich mache weiter.
Lasse mich nicht unterkriegen. Habe ich doch selbst so viele Baustellen, die mich teilweise über die Maßen beschäftigen.

Aber bei all dem gibt es für mich auch positves zu berichten.

Etwas, was viele von uns beschäftigt. Mal mehr oder weniger. Aber ich fürchte, es gibt kaum Menschen, die sich in ihrem Leben nicht schon einmal damit auseinandergesetzt hätten:
Dem eigenen Körpergewicht und dem damit verbundenem Aussehen.

Ich habe in meinem Leben schon viele Höhen und Tiefen durchlebt.

Generell heißt es: Du sollst dich wohlfühlen in deinem Körper. Ganz egal, was andere sagen. Ganz egal, was Schönheitsideale vorgeben.

Doch die Frage ist: Fühle ich mich immer wohl in meinem Körper?
Oder habe ich lediglich gelernt mich damit zu arrangieren?
Im Laufe der Jahre gewöhnt man sich an seinen Körper. Auch an Körperfülle.

Es ist doch so, dass man das akzeptiert, was man so gewohnt ist. Wenn ich mein ganzes Leben lang immer etwas zu viel auf den Rippen habe, dann fällt es sicher nicht weiter auf und stört nicht.

Bei mir war es immer anders. Ich war als Kind unterernährt und hatte da bereits 10 kg Untergewicht. Ich war immer viel zu dünn. Wohl habe ich mich damit nie gefühlt und wollte immer sein wie die anderen. Aber, ich akzeptirete meinen Körper.

Über die Jahre ging es rauf und runter. Es gab eine Phase, als ich mich gerade selbständig machte, da habe ich viel zugenommen.

Man wird ja nicht über nacht dick. Das ist ein schleichender Prozess. Langsam, ganz langsam werden die Fettpolster immer mehr. Erst ist es eine Kleidergröße mehr. Damit kann man leben. Kein Problem. Bei der zweiten wird man schon stutzig und fragt sich, wo das hinführen soll. An der Sache ändert das nichts. Auch nicht an den ungesunden Lebensgewohnheiten.

Anfänglich macht es sogar Spaß immer neue Kleidung zu kaufen.
Doch irgendwann geht das echt ins Geld. Vor allem, weil die Abstände immer kürzer werden.
Nach der dritten Kleidergröße habe ich endlich die Reißleine gezogen. Jetzt gab es nur eine Richtung.

Das habe ich beim ersten Mal geschaft und insgesamt fast 20 kg abgenommen.
Damals war ich aber noch jung. Mit Mitte 30 geht vieles leichter.

Mit dem älter werden kommen auch die Kilos zurück. Einfach so. Ohne, dass man etwas anders machen würde. Einfach nur, weil man plötzlich eine 5 vorn stehen hat. Aber auch das war noch nicht das Schlimmste.

Hinzukommen die Wechseljahre, danach das Ende dieser grausiogen Zeit. Immerhin geht’s einem zwar besser, aber das Gewicht denkt gar nicht daran etwas anderes zu tun, als immer mehr zu werden.

2017 wurde ich dann auch noch krank und das war es dann mit meiner Figur, wie ich sie kannte.

Jahr um Jahr wurde ich mehr. Eine Kleidergröße nach der anderen eroberte erneut meinen Kleiderschrank.

Ehrlich: Ich haderte sehr damit.
Ich fühlte mich unwohl. Der Körper gehörte nicht mehr zu mir. Das gefiel mir gar nicht, wusste aber auch nicht, wie ich das ändern sollte, denn schließlich kann ich keinen Sport mehr treiben. Jedenfalls nicht so, wie vor der Krankheit.

Ich sagte mir, dass sich das alles ändern würde, sobald ich die 6 vorn haben würde. Dann würde ich endlich meinen „neuen“ Körper akzeptieren wie er ist und nicht mehr jammern. Irgednwann ist man eben nicht mehr 30 und das Leben ist anders.

Doch dann kam die Reha und alles änderte sich.

Ich wollte da nicht sein und fand alles schrecklich. Angefangen mit dem Essen. Eine Katastrophe.
Aber ich wollte das durchziehen. Keinen Alkhol, nur Wasser und alles andere auch auf Sparflamme (was bei dem Schlangefraß nicht schwer fiel).

Ich habe ganz brav in einer Woche ein Kilo verloren.
Seither sind noch zwei dazugekommen und ich halte seit einem Jahr mein Gewicht.

Das war nicht viel, was ich abgenommen habe, aber es sind zwei Kleidergrößen weniger.

Ich fühle mich so viel wohler.

Fazit: Jeder kann es schaffen. Sogar ohne übermäßig Sport zu treiben. Inzwischen esse ich wieder „normal“. Eine echte Diät habe ich ja auch gar nicht gemacht. Das war eher Kalorienreduziert. Darauf achte ich noch immer. Aber an den Wochenenden esse ich fast alles, was ich will.

Wenn Postboten Bank spielen (Teil 3)

„Rufen Sie uns einfach an – wir sind für Sie da.“

Ich dachte mir schon, dass das so einfach wahrscheinlich nicht geht und entschied an die angegebende Mail-Adresse zu schreiben.

In der Mail bekundete ich meinen Unmut über die Unfähigkeit der Postbank. Da wusste ich noch nicht, was noch alles kommen würde.

Ich wollte den Vorgang endlich abgeschlossen haben. Inzwischen war sogar die Tafel für den Friedhof fertiggestellt. Meine Mutter liegt auf einem sehr schönen Waldfriedhof auf einem quasi anonymen Feld. So anonym ist das zwar gar nicht, aber es gibt kein Grab im herkömmlichen Sinn. Nur mehrere von einer Künstlerin gestaltete „Gedenkskulpturen“, an denen eben von ihr gestaltete Tafeln hängen. Da die Künstlerin sehr krank ist, hat das alles auch sehr lange gedauert. Aber letztendlich wieder ein Stück, dass zum Verarbeiten und zum Abschluss führt.

Nur das mit dem Konto eben nicht.

Daher ließ ich mich dazu herab doch noch einmal die Sterbeurkunde an die Mail zu hängen.

Kaum hatte ich die Mail verschickt, kam bereits Sekunden später eine Antwort.

So ginge das überhaupt nicht. Per Mail würde man so etwas nicht annehmen, ich sollte das per Post schicken.

Damit war für mich die Angelegenheit erledigt. Dann eben NICHT.

Kurze Zeit später bekam meine Mutter erneut Post von der Postbank. Man hätte ihr durch die Rückgabe der Kreditkarte € 25 Gutgeschrieben.

Mein Vater war wenig angetan von der Post. Immer wenn ich denke, jetzt geht’s ihm grad gut und er kommt klar, passiert wieder so etwas.

Also musste ich mich jetzt doch noch notgedrungen mit der Postbank auseinandersetzten.
Das muss jetzt endlich aufhören.

Also einfach mal anrufen und direkt fragen, wieso die Sterbeurkunde nicht mehr da ist und ob es nicht doch die Möglichkeit gibt es per MAil zu schicken.

Ich sage nur eins: Die verarschen einen!

Egal wann man anruft, die Wartezeit bertägt IMMER 15 Minuten. Doch bevor man diese Aussage hört, hat man sich bereits quälende Minuten durch ein Menü gehangelt, in dem man ständig nach der Bank-ID und den entsprechenden Zugangsdaten gefragt wird. Ohne diese, kann man das Anliegen NICHT bearbeiten.
Meine Mutter hat aber kein Online- oder Telefonbanking gemacht. Daher gibt es auch keine Zugangsdaten oder Passwörter mit denen ich mich legetimieren könnte.

Ich habe mir angewöhnt einfach immer wieder Unsinn zu faseln. Irgendwann kommt dann tatsächlich die Ansage, da man mich noch immer nicht verstanden hätte, würde man mich nun an einen Mitarbeiter vermitteln. DANKE, das war das, was ich von Anfang an wollte.

Selbstverständlich sind alle Mitarbeirter im Gespräch. Der nächste Freie wäre in 15 Minuten für mich zu sprechen. Insgesamt habe ich eine halbe Stunde gewartet. Die haben ebenso eine eigene Zeitrechnung wie meine Waschmaschine.

Dann hatte ich endlich einen Menschen am Telefon.

Der konnte mir aber auch nicht helfen und meinte, dafür sei die Nachlassabteilung zuständig, er würde mich durchstellen. Aber stattdessen warf er mich aus der Leitung.

Alles auf Start und nochmals von vorn.

Inzwischen war über eine Stunde vergangen, bis ich wieder mit einem Menschen sprechen durfte. Ich flehte die Dame an, bitte, bitte, nicht wieder aufzulegen und mich rauszuschmeißen. Ich war nicht mal mehr wütend, nur noch verzweifelt. Ich jammerte, dass ich jetzt bitte endlich Hilfe bräuchte.

Immerhin war die Frau wirklich nett und verständlisvoll. Sie entschudligte sich sogar für meine Unannehmlichkeiten. Sie wollte mir auf jeden Fall helfen.

Leider wusste sie aber ebenso wenig Bescheid. Sie wolle sich dennoch für mich erkundigen, ich solle in der Leitung bleiben. Ich war mir nicht sicher, was ich machen sollte, denn die Leitung war einige Minuten komplett tot. Nichts war zu hören. Stille.

Manchmal war sie wieder da, um mir mitzuteilen, dass sie noch immer nicht wüsste, wie das jetzt geht, aber sie bliebe dran.

Schlussendlich stellte man fest, dass keine Sterbeurkunde hinterlegt sei und ich müsste diese per Post schicken.

Das nenne ich mal stehlen von Lebenszeit.

Wenn Postboten Bank spielen (Teil2)

Also bin ich mit meinen Vater – das war inzwischen der vierte Besuch einer Filiale in dieser Sache – in seiner Postbank-Filiale vorstellig geworden.

Was soll ich sagen?! Es war NICHT erfolgreich.

„Ja, also so geht das nun auch nicht“, meinte eine immerhin recht nette Angestellte.

Auf meine Frage, wie es denn nun gehen würde, wusste sie natürlich keine Antwort. Da müsste sie erst einen Kollegen fragen.

„Ja, bitte, dann machen Sie das.“ Erstaunlich, dass ich so ruhig blieb.

Mein Vater war schon komplett am Ende. Für ihn ist der Verlust nur schwer auszuhalten. Immerhin waren sie über 65 Jahre verheiratet.

Die Angestellte kam nach einer gefühlten Ewigkeit zurück und meinte, sie würde das jetzt mal alles aufnehmen. Ich war durchaus überrascht, denn das hatte eigentlich der Kollege in der anderen Filiale bereits erledigt. Wieder zeigte ich die Sterbeurkunde und den Beleg, dass wir das Erbe ausgeschlagen haben. Danach bekam ich noch einen Ausdruck, in dem bestätigt wurde, dass das Konto nun gelöscht werden konnte.

Das würde allerdings einige Wochen dauern.

So weit, so wenig gut.

Einige Wochen später kam Post von der Postbank.
Gerichtet an meiner Mutter. Mein Vater war natürlcih total begeistert.

Man schickte ihr eine neue Bankkarte.

Mein Vater ging zu seiner Filiale und gab diese zurück.
Das würde so aber nicht gehen, sagte man ihm. Er müsste das Konto auflösen und dafür bräuchte man eine Sterbeurkunde.
Er stellte sich stur und ging einfach wieder.

Kurze Zeit später kamen Kontoauszüge per Post und eine neue Kreditkarte, die auch gleich mit € 25,- dem Konto belastet wurde.

Wieder ging mein Vater in seine Filiale um die Karte abzugeben.

Er solle bitte das Konto ausgleichen, forderte man ihn auf.

Kurz darauf rief mich mein Vater an. Er war völlig aufgelöst. Hatte aber zum Glück nichts weiter gemacht und die Filiale wieder verlassen.

Wieder einige Wochen später kam erneut Post von der Postbank, dieses Mal sogar an seinen Namen.
Man bedauere, dass meine Mutter verstorben sei.
Um den Fall abzuschließen, bräuchten sie aber bitte noch eine Sterbeurkunde.

Der Brief schloss mit den Worten: „Rufen Sie uns einfach an – wir sind für Sie da.“

Wenn Postboten Bank spielen (Teil 1)

Meine Mutter ist ja nun schon vor einer Weile verstorben.
Ich habe mich in der ersetn Zeit damit abgelenkt, um nicht trauern zu müssen, was ich auch nicht wollte, alles zu erledigen, was man so machen muss, wenn jemand stirbt. Es ist erstaunlich, was alles auf einen Einstürzt. Das Gute dabei ist allerdings, dass ich viel gelenrt habe und beim Ableben meines Vaters mich das alles nicht mehr so überfordern wird. Hoffe ich jedenfalls.

Als Letztes hatte ich mir das Löschen ihres Kontos bei der Postbank vorgenommen.
Ich war doch sehr naiv.
Als der zu Betreuende gestorben war, war das relativ einfach gewesen. Obwohl sich hinterher herausstellte, dass es durchaus viel Ärger mit der Commerzbank gab und der Erbe es schwer hatte an selbiges zu kommen. Die Commerzbank wollte das Geld einfach nicht hergeben.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich ging also mit allem, was ich dachte, was man dafür benötigt um ein Konto aufgrund von Ableben löschen zu lassen, in eine Postbank-Filiale.

Ja, so einfach geht das nun auch nicht. Einfach so kommen und direkt das Konto löschen? Unmöglich. Außedem hatte ich das Erbe ausgeschlagen.

„So etwas gibt es wirklich?“

Die Angestellte war äußerst ungläubig und zudem total überfordert. Das geth doch nicht. Das Konto kann man doch nur löschen, wenn man einen Erbschein hat.
Den habe ich aber nur mal nicht.

Na dann, muss ich eben noch einmal wiederkommen und das alles schriftlich einreichen.

Das habe ich dann natürlich auch gemacht.
Da es nun schriftlich war und dementsprechend eingesandt werden sollte, bin ich in einer Filiale gewesen, die gerade die Nächste war.

„Nein, das kann ich nicht annehmen, dafür ist die Filiale zu klein, wir haben hier keinen Berater.“

Ah, ja, und was ist mit dem Menschen, der dort in einem Kabuff sitzt, auf dem „Berater“ steht?

Egal, ich wurde mein Schreiben nicht los.

Wieder in die erste Postbank-Filiale. Dort konnte ich dann doch tatsächlich mit einem Berater sprechen, der immerhin alles aufnahm, sich die Sterbeurkunde und alles andere ansah und kopierte.
Dennoch meinte er, ich müsste mit meinem Vater in einer Filiale erscheinen, weil nur er Bankvollmacht hatte und daher kann nur er das Konto löschen lassen.

Da frage ich mich doch aber auch: Was passiert, wenn keiner eine Bankvollmacht hat?
Bleibt das Konto dann für immer bestehen?

Was macht man mit den Eltern?

Irgendwann trifft es jeden. Zumindest, wenn man noch Kontakt mit den Eltern hat. Dann kommt eines Tages der Punkt – sollten sie nicht vorher abtreten – dass man überlegen muss, was mit ihnen passiert.

Ich bin inzwischen ein Experte in diesen Dingen geworden.
Nicht, dass ich es gewollt hätte. Aber die Umstände haben mich gezwungen.
Ich wäre froh gewesen, wenn mir jemand geholfen hätte, mir Tipps gegeben hätte, wie man das richtige Pflegeheim findet, was es mit dem sogeannten „Durchgangs-Syndrom“ auf sich hat und wie man einen Pflegegrad für die Anngehörigen bekommt, was man da bedenkte sollte.

Ich musste mir das alles selbst „beibringen“ und habe dabei auch festgestellt, dass bei vielen ein gefähliches Halbwissen vorliegt. Was allerdings auch stark durch die Medien geschürt wird.

Neulich habe ich aus Langeweile einen Film angefangen zu schauen, der davon handelte, dass eine ältere Frau aus ihrer gewohnten Umgebung auszieehn musste, und weil der junge Angehörige nicht die Möglichkeit hatte die Frau bei sich aufzunehmen, wurde sie in ein Heim „abgeschoben“. Dort wurde sie wie eine Gefangene gehlaten. Als sie doch raus wollte, weil ihr das Essen nicht geschmeckt hat, wurde sie festgehalten, wogeggen sie sich wehrte und einen Pfleger niederschlug. Daraufhin wurde sie sediert und zudem noch am Bett fixiert.

Das war der Punkt, an dem ich völlig wütend umschaltete.

So ein Blödsinn!

Wir mussten für unseren Betreuten – den Lebensgfährten meiner Schwiegermutter, der nach einem Schlaganfall unfähige war zu sitzen – einen richterlichen Beschluss anfordern, damit er in einem Funktionsstuhl mit der Hüfte fixiert werden durfte, um sich nicht zu verletzen. Das ist Freiheitsberaubung und ist damit nicht Gesetzeskomform. Man darf nachts nicht einmal das Bett soweit absichern, dass der Patient nicht rausfallen kann. Das geht eben nur mit richterlichen Beschluss. Wobei sich der Richter tatsächlich vor Ort einen Eindruck des Patienten macht und das in regelmäßgen Abständen sogar wiederholt. Zudem wird der zu Betreuende regelmäßig angeschrieben, ob er mit der Betreuung zufrieden ist. Da interessiert es auch nicht, wenn der zu Betreuende gar nicht mehr lesen kann, weil er die Augen nicht mehr öffnet und zudem gar nichts mehr kann, weil er quasi im Wachkoma liegt.

Aber ich schweife ab, schon wieder.

Die Realität ist oft eben doch anders, als es uns Filme und die Medien im allgemeinen darstellen.

Ich will gar nicht ausschließen, dass es weniger gute Pflegeheime gibt. Die gibt es ganz sicher. Aber ich denke, die Regel ist doch anders. Aber darüber berichtet niemand. Das ist ja auch nicht reißerisch genug und macht keine Quote.

Daher wundert es nicht, wenn die Altvorderen Angst vor dem Leben in einer Pflegeeinrichtugn haben.

Mein Vater hat meine Mutter sehr lange zu Hause gepflegt. Meine Mutter war sehr dement. Tagsüber war das eher kein Problem, zumal ich sie zwei Mal in der Woche in einer Tagespflege habe unterbringen können. Aber nachts war sie aktiv und hat viel Unsinn angestellt. Was dazu führte, dass mein Vater gar nicht mehr geschlafen hat. Erst jetzt, nachdem meine Mutter nun schon ein halbes Jahr verstorben ist und davor auch schon im Pflegeheim lebte, fängt er langsam an besser zu schlafen.

Zum Glück konnte ich meine Mutter relativ schnell in einem Pflegeheim unterbringen, weil ich mich schon sehr frühzeitig darum bemüht hatte. Das ist auch etwas, was einem keiner sagt, dass man sich rechtzeitg kümmern muss. Wenn man erst handelt, wenn es akut wird, bekommt man unter Umständen eben nicht das beste Pflegeheim.

Natürlich wollte meine Mutter NICHT im Pflegeheim leben.
Das will KEINER.
Aber es geht dann oft eben nicht anders.
Ich erzählte meiner Mutter, dass es quasi eine Kur ist und sie erst einmal zu Kräften kommen muss, dann kann sie auch wieder nach Hause.

Ja, das ist eine Lüge.
Wenn man sich mit Demenz beschäftigt wird man schnell festellen, dass Lügen zum Alltag gehören und wichtig sind. Nur durch Lügen kann man den Betroffenen schützen und sein Leben etwas erträglicher machen.

Meine Mutter jedenfalls hat sich mit dieser Lüge sehr wohl gefühlt. Sie war im Pflegeheim glücklich. Lernte jeden Tag neue Leute kennen, weil sie ja nach fünf Minuten vergessen hatte, dass sie die Leute bereits kennt. Wenn sie jammerte, dass sie nach Hause will und ich ihr sagte, dass sie das ja auch bald kann, fing sie an zu lächeln und war zufrieden. Dann erzählte sie mir, wie schön sie es hat und wie toll alles ist.
Das Spiel wiederholte sich natürlciih alle fünf Minuten. Was zur Folge hatte, dass ich sie nie lange besuchte, weil sie keine Ahnung hatte, wie lange ich überhaupt bei ihr war.

Meine Schwiegermutter war mit ihrer Mutter leider weniger gut im Umgang und hat sie nicht belogen. Was dazu führte, dass die Großmutter meines Mannes sehr unglücklich war und sich auch nicht in der Senioren-Residenz wohlfühlen wollte. Selbst nach dem Durchgans-Syndrom wurde es nicht besser. Ihre letzten Jahre waren dadurch geprägt von Trauer, Unzufriedenheit und Wut.

Das wünscht man doch keinem.

Meine Schwiegermutter lebt jetzt ja auch in einem Pflegeheim.
Wir haben sie belogen und tun das weiterhin. Wir könnten sie auf keinen Fall zuhause pflegen. Sie hat Pflegegrad 4.
Außerdem ist sie dort viel besser untergebracht, weil sie ständig Leute um sich hat. Ständig wird etwas Unternommen. Sie ist nie allein und fühlt sich sehr wohl.
Außerdem wird sie nun auch langsam dement. Sie fragt mich immer wieder, wie es meiner Mutter geht. Mein Mann hat sie beim ersten Mal aufgeklärt, dass meine Mutter doch tot ist und sie das doch wüsste. Das war ihr total peinlich und sie hat sich sehr geschämt. Beim nächsten Mal habe ich gesagt, dass es meiner Mutter ganz gut geht. Und damit war es auch gut.
Meine Mutter hat zum Schluss viel nach ihrem Eltern gefragt. Warum hätte ich ihr sagen wollen, dass diese schön sehr lange nicht mehr leben? Das hätte meine Mutter nur unnütz sehr traurig gemacht.

Ihr Lieben

Ich habe mich wirklich rar gemacht.

Entschuldigt!

Ich werde nicht schreiben, was inzwischen alles passiert ist, denn 1. würde das wirklich zu weit führen und 2. sind es meist nur traurige Themen, die einem echt den Tag verhageln können.

Und, hey, es ist SOMMER!

Wir wollen doch lieber die lauschigen Sommerabende genießen.

Was ich durchaus auch tue.

Ich genieße den Garten. Sehr sogar. Die Arbeit ist viel und hört auch irgendwie NIE auf. Der Garten ist dermaßen groß, dass ich, wenn ich an einem Ende angekommen bin, gleich vorne wieder anfgangen kann und glaube, ich hätte hier noch nie etas getan.

Inzwischen kenne ich mich richtig gut aus. Vor allem in Unkraut-Fragen.
Jeder, der mir entweder sagt, dass man Giersch wunderbar essen kann, oder aber das auch Unkraut seine Berechtigung hat und im Grunde doch total schön ist, zeigt mir damit, dass er einfach keine Anhung von Botanik und Garten hat.

Ja, klar, man kann einen Garten einfach sich selbst überlassen.
So, wie es meine Schwiegermutter die letzten über 10 Jahre getan hat, weil sie es eninach nicht mehr konnte. Ich sage euch eins: Schön ist das nicht.

Das Unkraut nimmt überhand und den gesamten Garten ein. Es sind schon unglaublich viele Rosen eingegangen und sehr viele andere Gewächse. Der Garten ist viel zu voll. Bäume und Sträucher haben sich unkontrolliert selbst ausgesäht und sind inzwischen stattlich herangewachsen, sodass es schwer wird diese wieder zu entfernen. Das Ausgraben der Wurzeln wird große Löcher hinterlassen.

Jahr um Jahr erobere ich den Garten zurück und entdecke immer wieder Neues.

Das alles ist sehr anstrengend, aber auch sehr befriedigend. Wenn man mit den Händen tief in der Erde verschwindet, erdet das im wahrsten Sinn des Wortes.

Es tut mir gut.

Auch wenn ich noch immer krank bin. Nicht so schlimm wie andere mit dieser Diagnose, aber dennoch … ich bin schwach und kann Vieles einfach nicht mehr.

Inzwischen habe ich aufgegeben darüber zu reden und meinen Freunden zu erklären, warum ich nicht mehr jogge. Oder radfahre. Oder warum ich manchmal abends zu schwach bin, mir etwas zu Essen zu machen.

Zum Glück habe ich meinen Mann, der sich dann darum kümmert, dass ich nicht verhungern muss.

Aber es hat ja auch was Gutes.
Seit der Reha im letzten Jahr habe ich fünf Kilo abgenommen. Das hört sich total wenig an, sind bei mir aber gleich zwei Kleidergrößen.

Und das gefällt mir sehr!

Fazit: Ich bin trotz all der widrigen Umstände zufrieden!

Habt einen schönen Sommer.

Wer weiß, wann es mich wieder hier her verschlägt. Die Blog-Community hat sich auch verändert.
So wie das Leben eben auch. Alles ist immer in Bewegung.

Gut so!

Lebenszeichen

Du miene Güte, das ist schon gar nicht mehr wahr, wie lange ich mich hier habe nicht mehr blicken lassen.

Und es ist so unglaublich viel passiert, dass es ganz sicher den Rahmen sprengen würde, wenn ich das alles aufschreibe.

Ich versuche das mal chronologisch irgendwie aufzudröseln.

• Nachdem ich im letzten Jahr einen Ärztemarathon hinter mich gebracht habe, konnte ich in diesem Jahr dann endlich eine Reha beantragen.

• Im Juni ist der Lebensgefährte meiner Schwiegermutter gestroben.
Es war in der Tat ein Segen für alle, in erster Linie aber für ihn. Das war kein Leben mehr und einfach nur schlimm anzusehen, wie er immer weniger wurde. Es gibt Dinge im Leben, die will man einfach nicht sehen und schon gar nicht erleben.
Erleichternd war die Abgabe der Betreung. Vom Amtsgericht haben wir erfahren, dass ein solcher Umfang sehr ungewöhnlich war und man bei Gericht so etwas noch nie erlebt hatte. Das hat alle Beteiligten überfordert.

• Die Demenz meiner Mutter schritt immer weiter und vor allem schnell voran. Zum Glück hatte ich bereits im Sommer ein Pflegeheim organisiert, sodass sie nun recht kurzfristig letzten Freitag umziehen konnte. Nachdem sie noch Corona positv wurde und dann auch meinen 93-jährigen Vater angesteckt hatte. Sie hatte keine Symptome, während es meinem Vater schlecht ging und er sich noch immer nicht richtig davon erholt hat. Ich fürchte, für ihn wird ein Umzug ins Pflegeheim auch in naher Zukunft anstehen. Da er aber noch nicht dement ist, wird das sehr schwer werden.

• Meine Schwiegermutter hingegen wird auch zunehmend dement. Was allerdings nicht schimm ist. Vergessen ist nicht die schlechteste Option. Wenn es gut läuft, dann vergisst sie, was mit ihrem Lebensgefährten passiert ist. Ich hatte mich ohnehin schon immer gefragt, wie sie das aushält. Allerdings hat sie auch eine eigenwillige Einstellung zu dieser Beziehung gehabt. Sie war in erster Linie sauer auf ihn, dass er sie einfach allein gelassen hat. Offensichtlich hatte sie nie verstanden, dass er bereits gegangen war. In ihrer Welt würde er irgendwann die Augen wieder öffnen und sie könnten gemeinsam wieder nach Hause.
Sie versteht bis heute nicht, dass sie Pflegegrad 4 hat und somit auf keinen Fall allein leben kann. Sie dachte, sie ist zur Bespassung ihres Lebensgefährten im Pflegeheim und wollte nach seinem Ableben sofort wieder nach Hause.

• Im Sommer bekam ich recht schnell eine Zusage für eine Reha. Ich war erstaunt, dass ich offensichtlich viel kranker war, als ich angenommen hatte. Was in erster Linie daran lag, dass der Lungenarzt in seinem Arztbrief schrieb, dass er annahm, ich müsste einen sehr schweren Herzfehler haben, anders könnte er sich meine schlechten Werte nicht erklären. Ich war allerdings zuvor beim Kardiologen. Mit dem Ergebnis: mein Herz ist vollkommen gesund. So wie der Rest meines Körpers. Es gab weder einen Befund beim Kardiologen, beim Lungenarzt, beim Neurologen und auch beim Endokrinologen. Letztere deutete an, dass bei mir wohl ein Fatigue-Syndrom vorliegt.

• Dennoch wurde ich in eine kardiologische Reha geschickt.
Ein Disaster.
Das erlebte der drei Wochen Reha aufzuschreiben würde beinah ebenso lange dauern.
Fazit: Es hat NICHT geholfen.
Mir geht es nach wie vor schlecht.
Enzig der Umgang mit Stress ist ein klitzeklein weing besser.
Was mir nur leider nicht viel hilft, denn der Stress, dem ich seit meiner Rückkehr ausgesezt bin, ist noch viel schlimmer, als alles, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Und das war in der Vergangenheit schon nicht gerade wenig.
Und was ich bei der Bewältigung von Stress eben nicht gelernt habe, wie man dem Stress, der von außen auf einen eindringt und den man nicht verhindern kann, begegnet.

Das einzig wirklich positive an Reha ist der Umstand, dass ich es geschafft habe abzunehmen.
Es kann am vermehrten Sport gelegen haben – den ich nicht gut vertragen habe und es mir eben dadurch immer noch schlecht geht – aber ich denke wohl in erster Linie am Essen. Ich habe drei Wochen lang nur Wasser getrunken und kaum etwas gegessen. Was nicht schwer viel, denn das Essen in der Klinik war unterirdisch schlecht. Abends gab es für mich lediglich Salat und eine trockene Scheibe Brot.
Das Highlight des Tages war ein Mini-Schoko-Riegel am Abend.
Und das soll schon was heißen, denn ich mag ja gar keine Schokolade.

• Blöderweise habe ich verabsäumt bereits vor der Reha einen Termin zur Nachsorge bei meinem Arzt zu machen. Sodass ich nun erst Anfang Januar einen Termin habe. Ich werde dann mit ihm besprechen, dass ich nochmals eine Reha mache, aber dieses Mal in der richtigen Klinik.

Das war es also in kurzen Worten über mein Leben der vergangenen Monate. Ich habe mich tatsächlich mehr oder weniger aus allem herausgehalten. Ich komme nicht mehr zum Schreiben und auch sonst zu kaum etwas, was Spaß macht.
Einzig die Gartenarbeit erfüllt mich mit Freude und führt dazu, dass ich immerhin für einen kurzen Moment nicht über das ganze Elend nachdenken muss.

Ich hoffe, euch allen ist es besser ergangen als mir und ihr hattet einen tollen Sommer.

Der Herbst ist ja nun im vollem Gang und beschert uns eine herrliche Zeit mit lauen Temperaturen.

Ich freue mich tatsächlich auf die bevorstehende Vorweihnachtszeit, auf Abende vorm Kamin mit einem schönen Glas Rotwein.
Das sind doch Aussichten, die einem gleich ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Wasserstandsmeldung

Ich war ja lange nicht mehr aktiv. Das sogar in mehreren Disziplinen.

Wo fange ich an?

Das ist der Nachteil, wenn man sich nicht mehr blicken lässt und abtaucht.
Dabei war ich zwischenzeitlich durchaus auch mal hier, aber ich habe lediglich gelesen, anstatt von mir zu berichten. Es ermüdet mich, wenn ich nichts Positives zu berichten habe. Ich will euch auch nicht mit meinen immer wiederkehrenden Problemen langweilen.

Ich hätte NIEmals gedacht, wie sich mein Leben verändern würde.
Inzwsichen habe ich ja das Dreifach-Paket erwischt.

  1. Gesundheit
    Mir geht es noch immer nicht besser. Den Ärzte-Marathon habe ich auch noch nicht abgeschlossen. Habe bereits den Kardiologen, Neurologen, Lungenarzt und Internisten durch.
    Alle mit dem gleichen Ergebnis: Ich bin Gesund!
    Jetzt folgt noch der Endokrinologe.
    Immerhin gibt es einen Hoffnungschimmer hinsichtlich einer Diagnose. Ich habe offensichtlich zu wenig Stress-Hormone. Das würde die Erschöpfung erklären. Mal sehen, wie das Ergebnis aussieht. Ich bin jetzt einfach nur froh, dass überhaupt endlich mal was gefunden wurde.
  2. Pflege und Betreuung der Schwiegermutter und ihres Lebensgefährten
    Hier hat sich nicht viel verändert. Die Arbeit eines Betreuers ist nicht leicht, vor allem mit viel Zeitaufwand verbunden. Aber man gewöhnt sich irgendwann an alles.
    Vor drei Jahren dachte ich, dass ich das unmöglich schaffen werde und ich durchdrehe, wenn das länger als ein Jahr andauert. Offensichtlich wächst man mit seinen Aufgaben. Man härtet ab und wird zwangsläufig gelassener.
    Was soll man auch machen, wenn man die Situaiton nicht ändern kann?
  3. Meine Eltern
    Für meine Mutter musste ich eine weitere Pflegestufe beantragen. Ihre Demenz verstärkt sich. Es gibt Tage, da freut sie sich mich zu sehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich weiß, wer ich bin. Sie geht aber recht gelassen mit ihrer Vergesslichkeit um. Sie sagt einfach, dass sie etwas vergessen hat und möchte es nochmals wissen. Das geht ja auch noch. Aber wenn sie in einer Endlosschleife ihre Gedanken wiederholt, wird das schon recht anstrengend.
    Mein Vater ist zwar noch recht fit, fängt aber auch an vergesslich zu werden. Was in seinem Alter ja auch eher normal ist. Blöd dabei ist nur, dass er der Auffassung ist, noch jung zu sein und absolut KEINE Hilfe braucht. Es sei denn, es handelt sich um Angelegenheiten, auf die er keine Lust hat. Dann bin ich dafür gut und er ruft mich wegen jedem Schei* an. Der Grad wird immer schmaler und es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch mein Vater nicht mehr allein leben und schon gar nicht meine Mutter pflegen kann. Da er aber so verbohrt ist, würde er NIEMALS in ein Pflegeheim gehen. Klar, das will am Ende niemand, aber für meinen Vater wäre es wirklcih das Schlimmste und er würde sich eher umbringen, als in ein „Altersheim“ – wie er es immer sehr abfällig bezeichnet – zu gehen. Das macht es nicht gerade leichter für mich und die Sorgen wachsen stetig.

Aber es gibt trotzdem etwas Positives zu berichten:

Ich habe wieder zu schreiben begonnen.

Zwar nichts Neues, oder gar das angefangene Projekt, sondern mein Erstlingswerk. Das ja zugegebner Maßen wirklich richtig schlecht geschrieben war. Von Dramaturgie keine Spur. Im Prinzip war es unlesbar und ich entschuldige mich gern zum wiederhoten Male für den schlechten Schreibstil.

Dennoch, der Plot hat mir immer gut gefallen. Bei der Überarbeitung habe ich aber doch einiges Verändert. Manche Charaktere sind anders angelegt. Was der Dramaturgie geschuldet ist.

Ich schaffe leider nicht mehr so viel wie früher. Nach ein paar Stunden bin ich total geschafft und muss mich erst mal weider hinlegen. Aber es macht Spaß und ich bin vor allem froh, dass ich es noch kann.

Nach so langer Zeit kamen doch Zweifel auf, ob ich überhaupt noch schreiben kann und mir die Worte einfallen.

Aber in dem Moment, wo ich in die Geschichte einsteige, werde ich eins mit ihr und die Worte sprudeln nur so aus mir heraus.

Wieder geht nun ein Jahr vorbei. Ich versuche die Vorweihnachtszeit zu genießen und blicke mit Zuversicht auf das Jahr 2022. Es wird sicher nicht viel besser werden, aber dennoch vielleicht etwas erträglicher.

Ich wünsche euch eine zauberhafte Zeit. Macht was draus und genießt jeden Moment.

Zurück zur Routine

Das waren anstrengende Tage. Mehr als ohnehin schon bewundere ich Menschen, die ihre Eltern im eigenen Umfeld pflegen oder bei sich wohnen lassen.

In der Vergangenheit war mir immer klar, dass, wenn meine Mutter vor meinem Vater geht, ich ihn zu mir holen werde.

Diese Idee ist seit den letzten zwei Wochen gestorben.

Der „Urlaub“ mit meinem Vater war bereits sehr anstrengend verlaufen und wir froh, wieder allein zu sein. Danach war uns bereits klar, dass wir meinen Vater beherbergen müssen, wenn ihr Badezimmer renoviert wird.

Von Anfang an hieß es, dass der Umbau 14 Tage dauern würde. Als es dann soweit war, sprach die Eigentümerin allerdings nur von einer Woche. Das kam mir zwar merkwürdig vor, aber sei es drum. Recht war es mir allemal.

Daher brachte ich meine Mutter wieder in der Kurzzeitpflege unter. Mit der Organisation hatte ich ja nun schon Routine. Da meine Mutter in die Dialyse muss, gibt es auch mehr zu tun, als nur das Pflegeheim zu buchen.

Bereits nach zwei Tage ging mir mein Vater so sehr auf die Nerven, dass ich es kaum erwarten konnte, dass er wieder nach Hause kann.

Doch bereits am Mittwoch rief mich der Klempner an, dass der Umbau auf keinen Fall in der vorgesehen Zeit fertig wird, da der Fliesenleger einfach nicht erschienen war. Also wurde eine weitere Woche dran gehängt. Was meine Laune in keiner Weise steigerte.

Meine Vater quatsche mir ständig dazwischen und fragte mich unentwegt, ob ich alles soweit geregelt hätte. Immerhin musste ich die Kurzzeitpflege verlängern. Also die Krankenkasse informieren, das Taxi-Unternehmen, die meine Mutter zur Dialyse bringen, den Pflegedienst, die die Tabletten für meine Eltern sortieren. Das alles hatte ich erledigt und das meinem Vater auch gesagt. Was er leider bereits nach fünf Minuten wieder vergessen hatte und mich immer wieder darauf hinwies, was ich noch alles zu tun hätte.

Dann wollte er, dass ich täglich den Klempner anrufe, obwohl ich mit diesem vereinbart hatte, dass er sich bei mir meldet, wenn was sein sollte. Weil ich den Klempner nicht anrufen wollte, wurde mein Vater teilweise sauer.

Ich weiß durchaus, wie dankbar mein Vater war. Was er auch zeigte. Dennoch, er bleibt einfach anstrengend. Er will eben immer recht haben. Dass er dann alles vergisst, macht es nicht leichter. Was grundsätzlich ja nicht schlimm wäre und vor allem verständlich für einen 92-jährigen Menschen. Er will aber eben immer alles selbst machen, kann das aber nicht mehr.

Zudem ist er sehr negativ. Er kommentiert ALLES und findet auch ALLES scheiße. Egal was es ist.

Wir gingen an der Alster spazieren. Es war ein herrlicher Spätsommertag. Auf dem Wasser waren viele Stand-Up-Paddler unterwegs. Er wurde nicht müde, mir zu sagen, wie bescheuert er das findet und es überhaupt nicht verstehen kann, warum man das macht.

„Weil es Spaß macht“, sagte ich, denn ich hatte es selbst im Urlaub ausprobiert.

„Nein, das kann nicht sein. Das macht bestimmt keinen Spaß, das ist doch vollkommen unnütz. Es gibt doch gar keinen Grund warum man das macht, das ist doch einfach nur Blödsinn. Warum lassen es die Leute nicht einfach?“

Was soll man dazu noch sagen?

Jeden Abend, wenn wir zusammen vor dem Fernsehen saßen, kommentierte er die Filme. Und egal, was ich aussuchte, das war ja alles totaler Quatsch. Das hätte man doch alles schon gesehen und überhaupt sei das nicht sein „Thema“. Zum Glück ging er dann zeitig ins Bett und wir hatten Ruhe.

Die wir morgens dann nicht mehr hatten. Mein Vater erträgt keine Ruhe. Er plappert ständig irgendwas. Meist etwas, was er in der Zeitung gelesen hat. Und meist meckert er eben an allem herum. Er versteht dies und jenes nicht und warum Menschen dies oder jenes tun. Das sei seiner Ansicht nach alles Quatsch und Blödsinn.

Mich macht so was mürbe.

So war ich froh, als das Bad endlich fertig war und ich ihn wieder zurück bringen konnte.

Er war aber auch froh und wollte wieder nach Hause. Er langweilte sich sehr. In der ersten Woche war das noch kein Problem, weil das Wetter eben sehr schön war. In der zweiten Woche aber fing es an zu Regnen und er konnte nicht raus. Ihm fehlten seine Routinen. Über die er sich anfänglich durchaus beschwerte und sich auf eine Auszeit freute.

Wie man es macht, ist es verkehrt.

Aber so ist er nun mal. Auf den letzten Metern werde ich ihn ganz sicher nicht mehr ändern.

Urlaub!?

Seit ich wieder hier bin, werde ich gefragt, wie mein Urlaub war. Worauf ich nur entgegnen kann, dass es im Grunde kein Urlaub für mich war.

Und das nicht, weil ich, wie eigentlich immer im Urlaub, arbeiten musste.
Das stört mich wenig. Ganz im Gegenteil genieße ich die andere Aussicht und den Tapetenwechsel. Zudem bin ich froh und dankbar, dass ich einen Job habe, wo es keine Rolle spielt an welchem Standort ich mich befinde.

Ehrlicherweise wäre ich auch gar nicht weggefahren.

In Zeiten der Pandemie war das Interesse in ein anderes Land zu fahren eher gering, oder gar nicht vorhanden.

Seit über einem Jahr möchte mein Vater seine Freunde in Österreich besuchen. Geplant war eine Reise mit meiner Mutter gemeinsam mit dem Zug nach Kärnten zu fahren. Die Tickets waren bereits im Januar 2020 für eine Reise im Mai des gleichen Jahres gekauft.

Und dann kam es, wie wir alle wissen, anders.

Der Plan, die Freunde zu besuchen, war jedoch nicht vergessen. Nur mit meiner Mutter würde eine Reise nicht mehr möglich sein. Ihre Demenz hat im letzten Jahr nochmals Fahrt aufgenommen.
Aber mein Vater wollte trotzdem fahren. Was ich durchaus verstehen kann. Mit 92 Jahren denkt man schon über die Zeit nach, die einem noch bleibt. Auch wenn mein Vater 100 Jahre alt werden möchte.

Obwohl mein Vater wirklich fit ist, war mir bei dem Gedanken, dass er allein fahren würde, nicht ganz wohl.
Daher bot ich an, ihn zu begleiten. Doch mit dem Zug wollte ich auch nicht fahren. Ich kann inzwischen durchaus eine Stunde eine Maske tragen. Doch alles darüber hinaus schaffe ich gesundheitlich nicht.
Also würden wir mit dem Auto fahren.

Lustig ist, dass die Freundschaft der Österreicher bereits in die zweite Generation geht.
Was heißt: mein Mann und ich sind mit einem der Söhne und seiner Frau befreundet.

Diese hatten wir viel zu lange nicht mehr gesehen. Tatsächlich waren wir 2008 zuletzt in Kärnten.

So war es kein Wunder, dass mein Mann sofort sagte, dass er auch mitkommen wolle, wenn wir schon mit dem Auto fahren.

Gesagt, getan.

Meine Mutter brachte ich für 14 Tage in einer Kurzzeitpflege unter.
Zur Sicherheit wollte ich aber auf keine Fall direkt an dem Tag losfahren. Es hätte ja sein können, dass sie sich unwohl fühlt.

Aber es war alles bestens und so fuhren wir am Mittwoch los, um dann nach 10 Tagen wieder abzureisen.
Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich maximal fünf Tage plus je einen Tag für An- und Abreise unterwegs sein wollen.
Mein Vater, als auch mein Mann meckerten, dass es viel zu kurz sei, es müssten schon 14 Tage sein, sonst würde sich das nicht lohnen.
Ich argumentierte, dass es mit der Kurzzeitpflege mit meiner Mutter einfach nicht anders gehen würde.

Nach nur zwei Tagen, verfluchte mein Mann sich selbst und bedauerte, nicht auf mich gehört zu haben, doch nur fünf Tage in Österreich zu verbringen.

Natürlich war es sehr schön nicht nur die Freunde wieder zu sehen, sondern auch die Berge.

Hach, was habe ich das vermisst!

Aber mit meinem Vater … war es einfach NUR anstrengend.

Das schlimmste war nicht, dass er teilweise sehr verwirrt war, oft seine Ruhe brauchte und generell oft schlapp war.
Das ist für einen 92-jähren Menschen vollkommen normal. Der darf das.

Das Problem war, dass mein Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hinwies, dass er ja auf GAR KEINEN Fall ein alter Mann sei. Er könne noch ALLES! Sei SUPER fit! Und überhaupt hätte sich seit er 50 sei im Grunde nichts geändert.

Das führte unter anderem dazu, dass seine Freunde mit ihm einen Ausflug machten, nach dem er so erschöpft war, dass die Freunde regelrecht Angst um ihn bekamen.

Wenn ich ihn entsprechend seines Alters behandelte, wurde er oft richtig wütend und schimpfte.

Es ist äußerst schwierig mit jemanden umzugehen, der im Grunde nicht mehr viel kann, gleichzeitig das aber nicht einsehen will und wütend wird, wenn man ihm hilft. Und andererseits dann doch ständig Hilfe einfordert und einen, bzw. mich, damit auf Trab hält.

Alle haben mir gesagt, wie toll sie es finden, dass ich die Zeit mit meinem Vater verbringe.

Ja, das war es auch auf gewisse Weise. Aber es war auch verdammt knapp davor, dass das Verhältnis zu meinem Vater sehr darunter gelitten hätte.