Gedanken-Karussell

Winter Dom

Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, anstatt, wenn er endlich mal zu Ruhe kommt, an nichts zu denken, schmeißt er sein Gedanken-Karussell an.
Als ob es besonders viel Freude bereitet, wird es immer schneller, je mehr er denkt.

Ganz egal, dass einem bereits schwindelig ist, werden die Gedanken immer wirrer.
Selbstverständlich findet man nie eine Lösung. Wie soll das auch funktionieren?

Schließlich dreht sich das Karussell doch im Kreis.

Glaubt man endlich eine Antwort gefunden zu haben, stellt man fest, dass man sich wieder am Anfang des Problems findet. Dabei werden wir auch nicht müde, uns Dinge einfach auszudenken. Das müssen wir, sonst würden wir verrückt werden. Wir suchen nach Beweisen. Die es nicht gibt. Weil die Person, mit der das Problem behaftet ist, nicht redet. Oder aber, weil wir das Schicksal nicht beeinflussen können.

Ich habe es inzwischen aufgegeben. Den Betrieb meines Gedanken-Karussell habe ich eingestellt. Mir wird ohnehin schnell schlecht. Ich fand es wenig sinnvoll und gar nicht zielführend mich weiter damit zu befassen. Die Dinger wollen ja auch gewartet werden.

Also müssen Probleme her. Selbst wenn man keine hat.

Früher habe ich mich vor wichtigen Gesprächen verrückt gemacht. Habe mein Gedanken-Karussell angeschmissen und darauf gehofft, mich entsprechend vorbereiten zu können. Am Ende war ich vollkommen durch den Wind. Nervös. Verängstigt. Alles keine guten Grundlagen für ein Gespräch.

Mit dem Resultat, dass mein Gesprächspartner einfach komplett anders reagierte, als ich es mir in meinem Gedanken-Karussell vorgestellt hatte. Menschen sind doch unberechenbar. Die machen einfach was sie wollen.

Ich bin durchaus ein Mensch, der nicht nur einen Plan B hat. Nein, ich habe ganz sicher auch noch Plan C bis mindestens G parat.

Was aber, wenn man keinen Plan braucht? Wenn man abhängig vom Schicksal ist? Wenn ich einfach absolut keinen Einfluss auf das Leben habe?

Wozu sollte ich dafür das Gedanken-Karussell anwerfen?

Um mich verrückt zu machen?

Reicht es nicht vollkommen aus, sich mit der Situation anzufreunden, wenn es so weit ist?

Wozu soll ich mir das Leben zur Hölle machen, wenn am Ende doch alles anders kommt, als ich es vorhergesehen hatte?

Ich habe mal davon gehört, dass Männer in ihrem Kopf eine „Nichts-Box“ haben.
In die verschwinden sie, wenn sie sich entspannen wollen. Wobei ich durchaus auch Männer kenne, die sich mit dem Betrieb eines Gedanken-Karussells bestens auskennen.

Wir alle sollten eine „Nichts-Box“ haben.

In diesem Sinn wünsche ich euch allen einen schönen Feierabend und eine erholsame Nacht.