Liebe eines Sommers

Heiß brannte die Sonne von einem makellosen Himmel. Seit Monaten hatte es nicht mehr geregnet. Kaum mehr Leben war in der Natur zu erkennen. Selbst die Bäume ließen traurig ihre Blätter hängen und verfärbten sich bereits, obwohl erst September war. Alles sehnte sich nach einer Abkühlung und ein wenig Erfrischung, die neues Leben brachte.
Doch nicht jeder wünschte sich, dass der Herbst Einzug hielt.
Sie hoffte, dass der Sommer nie enden würde.

Die letzten Wochen waren so wundervoll gewesen. So unglaublich aufregend. Prickelnd wie das öffnen einer Flasche Wasser mit sehr viel Kohlensäure. Das Leben sprudelte wild und ungestüm heraus, als ob man sie zuvor geschüttelt hatte.

Genauso fühlte sie sich. Ihr Leben war derart intensiv, dass ihr schwindelig wurde. Rasant hatte die Zeit der letzten Wochen sie auf eine atemberaubende Achterbahnfahrt mitgenommen.

Wenn er bei ihr war, hatte sie den Höhepunkt erreicht, doch sie wusste, dass sie kurz darauf in schneller Fahrt hinabstürzte. Bis sie ihn endlich wieder sehen konnte. Sie wusste nie, wann er Zeit für sie haben würde. Und sie traute sich nicht, ihn danach zu fragen.

Das war der Preis, den sie zahlen musste. Der Preis, der bei einer Affäre festgelegt war. Nicht verhandelbar war. Schließlich war sie die andere Frau. Das wusste sie, als sie sich unsterblich in ihn verliebte.

Sie haderte mit ihrem Schicksal. Warum nur hatte sie ihn nicht früher kennenlernen dürfen? Warum geriet sie immer an die falschen Männer? Und warum blieb am Ende nie etwas sie übrig?

So sehr hatte sie darauf gehofft, dass er ihr nicht nur seine Liebe schwor, sondern sie zudem die ersehnten Worte hörte: „Ich werde sie verlassen, um mit dir leben zu können.“

Manches Mal glaubte sie, er würde mit ihr spielen. Seine Liebe sei nicht echt. Dann wollte sie ihn verlassen. So schnell wie es ging verschwinden. Doch sie war wie gelähmt. In seinen Armen schmolz sie dahin und sah sich außerstande weder ihre Beine noch ihren Verstand zu gebrauchen.

Nur noch ein einziges Mal, schwor sie sich, wenn er sie verlassen musste, um zurück zu seiner Frau zu fahren. Nur noch ein einziges Mal wollte sie ihn lieben und ihn dann vor ein Ultimatum stellen.

Aber kaum war er bei ihr, legte seine Arme um sie und zog sie eng an sich, erlag sie ihm und seinen Küssen. Das konnte sie nicht aufgeben. Sie wollte ihn nicht aufgeben. Dann war sie eben nur die Nummer zwei in seinem Leben. Egal. Jetzt war er ja bei ihr. Jetzt liebte er sie und nicht seine Frau.

Alles an ihm war aufregend. Es war nicht nur seine charmante Art. Es waren die Orte an denen er sie verführte. Es war die Geheimhaltung, die Gefahr entdeckt zu werden.

Ihr Leben glich einem Film, dessen Genre in schnellen Schnitten wechselte. Alles war dabei. Doch sie wusste, es würde in einem Drama enden.

Denn so wie sich der Sommer dem Ende neigte, so würde auch ihre Affäre ein Verfallsdatum haben. Nichts hielt ewig. Selbst seine Liebe nicht.

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