Als ertes: JA, ich lebe noch.
Und: mir geht es erstaunlich GUT!
Ich mag ja keine Jahresrückblicke. Wenn ich resümiere, dann meist an meinem Geburtstag. Doch dieses Jahr hatte es in sich, sodass ich mich hinreißen lasse, um mich 1. endlich mal wieder bei euch zu melden und 2. dieses Jahr damit auch endlich beschließen zu können.
Genauso wie das Jahr 2017 endet, so begann es: sehr positiv und alles andere als schlecht. Keiner konnte ahnen, und ich am wenigsten, was das Leben in diesen Jahr für Prüfungen für mich bereit stellen würde.
Ihr könnt es sicher nicht mehr hören und ich gebe euch damit vollkommen recht. Mein Gesundheitszustand änderte sich am 17. Februar.
Schon oft war ich krank und ich weiß leider auch aus mehrfacher Erfahrung, wie eine richtige Virus-Grippe den Körper lähmen kann. Doch das, was mich heimsuchte, war noch eine Stufe härter.
Anfangs ging es mir einfach nur schlecht. Das Übliche: hohes Fieber über einen längeren Zeitraum, danach minderes Fieber und sich dabei vollkommen hinfällig fühlend. Doch es wurde nie besser. Im Gegenteil: mir ging es immer schlechter. Da ich annahm, es würde an meinem Herzen liegen, glaubte ich manche Nacht, ich würde den nächsten Tag nicht mehr erleben. Atemnot gepaart mit Wahnsinns Schmerzen in der Brust.
Ich konnte ja nicht ahnen, dass es sich um eine Lungenentzündung handelt, die dann erst wirklich spät, im Mai diagnostiziert wurde. Genau vier Tage vor der Trauerfeier für meine Schwägerin (die an einer Lungenentzündung starb).
Wie man sich denken kann, erhöhte das nicht meine Laune.
Jedoch das aller, aller Schlimmste war der Tod der Schwägerin. Das war etwas, auf das ich generell lieber verzichtet hätte. Sie fehlt mir so. Dabei sah ich sie gar nicht so oft. Aber der Gedanke, dass ich sie nie mehr wiedersehen werde, schnürt mir die Kehle zu.
Die Art wie wir sie haben gehen lassen müssen, steigerte dann noch mal den Verlust an sich. Man macht sich einfach keine Vorstellung, wie es ist, wenn man im Krankenhaus steht und einem der Arzt mitteilt, dass es keine Chance mehr gibt und zudem eine Patienten-Verfügung vorliegt, die vorsieht, dass die Maschinen abgeschaltet werden.
Ich war wie gelähmt. Das war so surreal. An ihrem Bett zu stehen. Sie sah aus, als würde sie schlafen. Dabei war mir klar, dass sie schon nicht mehr da war. Ihr Gehirn war voll Blut gelaufen. Sie war schon fort. Es war nur noch ihre Hülle, die von Maschinen am Leben gehalten wurde. Kein schöner Anblick. Sie war so warm und ihr Brustkorb hob und senkte sich im Rhythmus der Maschine.
Ich sah aus dem Fenster. Es war ein regnerischer Samstagmorgen gewesen. In dem Moment, wo ich mich von ihr verabschiedet hatte, brach die Sonne durch die Wolkendecke. Wie betäubt gingen wir hinaus und die Maschinen wurden abgeschaltet.
Die nächsten Monate waren geprägt von tiefer Trauer und Schmerzen in der Brust. Viel Husten und Schwäche, die mich ebenso lähmte, wie der Verlust eines lieben Menschen, den man viel zu früh hatte gehen lassen müssen.
Und dann kam der November. Mit einem wirklich sehr unerfreulichen Arzt-Besuch. Doch es ist tatsächlich wie ein Wunder. Ein paar Wochen später ging es mir wirklich wieder gut. Heute würde ich wirklich von mir behaupten gesund zu sein.
Aber nicht nur meine Gesundheit kam zurück. Mein Leben hat sich noch einmal verändert. Es ist der Grund, weshalb ich mich hier nicht mehr blicken lassen konnte. Für zwei Monate habe ich eine Arbeit angenommen, die mich kurzfristig aus der Selbstständigkeit holt.
Was dabei so erstaunlich ist, dass ich mich nicht um diesen Job bemüht hatte. Es zeigt mir, dass man mit über 50 keineswegs auf ein Abstellgleis geschoben wird. Es spielt eben nicht immer eine Rolle wie alt man ist. Es kommt darauf an, wie gut man in dem ist, was man tut. Es macht mir Mut, dass man immer noch alles erreichen kann, ganz egal wie alt man ist.
Und ich hoffe, ich kann damit auch anderen Mut machen, die in meinem Alter sind. Manchmal glaube ich, wir selbst stehen uns im Weg.
Ich lernte auf einem Geburtstag eine Frau kennen, die gerade 50 geworden war. Sie war Ärztin. Aus irgendeinem Grund musste sie die Praxisgemeinschaft verlassen, in der sie gearbeitet hatte. Ich fragte sie, warum sie nicht eine eigenen Praxis übernimmt.
Ihre Antwort hatte mich damals schon sehr frustriert und erschreckt: Sie sei mit über 50 doch viel zu alt, um noch mal etwas Neues anzufangen.
So ein Quatsch!
Lasst euch nur niemals so etwas einreden und redet es euch selbst bitte nie ein. Niemand schiebe euch auf ein Abstellgleis. Und niemand sagt, dass man mit über 50 nichts mehr Wert sei. Außer man selbst sagt es. Aber vielleicht ist es auch einfach nur die Ausrede etwas Neues zu beginnen, sich nochmals auf ein neues Abenteuer einzulassen.
Ich bin froh und dankbar, dass mir diese Chance gegeben wurde.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen tollen Jahreswechsel und für das neue Jahr 2018 uns allen das Beste. Vor allem aber Gesundheit!